ãNAG[1] NAG SCHABERNAG[2]

 

zu des gesezzesgebers neustem lustigen streiche:

 

 

 

 

 

hieda ist ein gesezzestext welcher verlanget von den menschen welche nicht auf europas gŸldenem grunde das licht der hiesigen welt erblikket das sie solen das heilig land an dessen gestade sie nunmehr gelanget sind, seien sie artisten oder eheleuyte oder anders volk, alsogleich lassen und heimkehr suchen von woher auch immer sie wohl gekommet.

 

als die artisten und scientifices concerniert seien, diese nicht mehr alsohier bleibstatt suchen und finden kšnnen sondern vielmehr immer aufs neue ums hierbleibben und/oder so sie schon au§er landes geschmisen, ums wiederhereinkomen mussen zittern und bangen und mit den zehnen knirschen.[3] auch wenn sie haben ein gŸlden papier, welches sagt: du magst bleibstatt haben, dies papir sie nunmehr kšnnen verwenden tsum sich den ars wischen, es hat kein gultigkeit nicht mehr.[4]

 

alsogleich ist die lage auch bei den eheleuyten, welche vorwizzig genug sich glaubeten und einander Ÿber die continente hinweg vermehleten! so das nun schon ein viertel aller hochzeiten zumindest binationale sind! TU FELIX AUSTRIA NUBE! mocht man da sagen und singen ã ... in das Land der LebensmŸden kommen Prinzen aus dem SŸden ...Ò doch vaterstaat wird es tsuu bunt allhir: abertausend falsche brŠute ortet er und so solen alle diese welche mit den schwarzen prinzen ringe tauschen ihre strafe haben: und schaffet alsogleich den allerliebsten hŸrdenlauf[5] durchs Austriarchat – wer nicht stŸrbet der gewinnet ...

 

aber nicht nur schmerz sondern billigs unrecht und falschheit ist geschehn[6] gleich wie bey den artisten, das gŸltigs papir von tag auf nacht sein leben verliert und welcher gestern noch arbeit und aufenthalt hat, der sizzet am morgen drauf schon hinter gittern, aus dem einzig grund, das ein neuer tag ist gekommt und hat ein neues gesezz mit sich genommt und das ist jezt amen so und der schwarze peter der bist du ... so geschehn ist es mit vielen welche sich alsbald zusamenfanden als die freyen eheleuyte[7] und kŠmpfeten fŸr einander als der vaterstaat die verbindung mit allen mitteln zu zerstšren suchte.

 

angewidert von diese umstaende welche dem leben fremd und nur dem papire freundlich sind haben sich diese beiden interessenscommunities nun auf ein packkel gehauen und hekketen ein plan aus, wie sie solten sich wehren und den gesamelten restlichen volke erzŠhlen, was mit ihnen von staates wegen geschieht: oft ist gesehen worden, wie sich ein paket in die luft ergeht und all sein inhalt ist verweht in alle winde! so sind die kunstler und hochzeitskinder ans werken gegangen: ein ãFREMDENRECHTSPAKETÒ geschnŸret und ãASYLMILLIONEN F†R ALLEÒ gedrukket, wie so oft versprochen ward von den orangeblauen auslŠnderfreundchen und haben also in den reprografieranstalten milionen und abermilionen flugzeuge hergestellt, welche sich solen ergie§en Ÿbers land und dem volke aufclairung bringen: jawohl!

 

so wurde genomen ein schšner sonniger tag[8] und eine schšne sonnige stra§e[9] mit viel gevolk, welche sollen den regen erfahren: MANNA VOM HIMMEL, so soll es seyn![10] Und also ward getan: wen die nachbarin pumerin hat einse geschlagen, da ward aus dem obersten stocke ein glizzer erspŠhet, das sich bald als riesig paketchen zeiget. wie es also herabgelassen ward, bemerken die leuyte auf der strassen, was sich in der hohe tuet und rekken die kopfe auf was wol wird passirn. und da beginnet die sprengung mit einen lauten knall und es tšnet Ÿber die strassen und weiter bis in die felder der ruf von einer festen frauwenstimme: ãNAG NAG SCHABERNAG!Ò und das Packet entlediget sich seiner Wahre: tausende fliegerleyns fallen in die luft und alle milionen zettelchen werden vom winde verweht! die weiber auf der strassen schreien und laufen sich das geld vom himmel zu holen derweil die mannen schaun und die kleinen kinder glauben, im mŠŠrchen zu sein.[11] als die fusznoten den boden treffen werden sie alsogleich behoben und belesen oder auch nur unsinig beschaut. in jedem falle zwirbeln die nachrichtenvšgelchen lustig durch die luft und suchen asyl in den ritzen der bŸrgerhŠuser und auf den baldachinen der juweliere – welche alsogleich zum proteste schreiten und die vielen scheinchen nicht auf ihrem gelŠnde dulden mšgen ...

 

auch die staatshŸterli und constitutionswŠchterli stehen alsobaldigst der sprengung bei und heischen auskunft um auskunft – bereitwilligst geben wir a um a und b: kehren mit besen sonder zahl dem himmel den rŸcken und den boden zusammen: kein fleyaleyn soll mehr den boden trŸhben - und das Conto unsrer genosen! ... so komen wir auch mit den bezirksbewohnern in eine Conversation: ãA FRECHHEIT IS DES!Ò Genau, beflei§igen wir uns zu replicirn: ãA FRECHHEIT DIESES FREMDENGESETZ!Ò Genau.

 

Wer also nun immer noch nicht hat verstanden, was ist ein NAG und was ist ein SCHABERNAG, dem solen die himlischen herscharen[12] helfen.

 

 

 

 

Natalie Deewan, November 2006

 

erschienen im Bildpunkt, Zeitschrift der IG Bildende Kunst, Winter 2006/07: ãPopulŠre ProvokationenÒ.

 

http://www.igbildendekunst.at/bildpunkt/2006/populaereprovokationen/deewan.htm

 

 

 



Fu§noten:

[1] Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz (NAG), Teil des von …VP, BZ… und SP… beschlossenen und am 1. JŠnner 2006 in Kraft getretenen Fremdenrechtspakets.

[2] Schabernack m. âŸbermŸtiger, lustiger StreichÕ. Herkunft unklar.

[3] Die neue Gesetzeslage sieht keine Niederlassungsbewilligungen fŸr KŸnstlerInnen und WissenschaftlerInnen mehr vor, es kann nur mehr um 6- bis 12-monatige Aufenthaltsbewilligungen angesucht werden.

[4] In bestehende Niederlassungsbewilligungen darf mithilfe des neuen Gesetzes ungehindert eingegriffen werden – sie wurden zu simplen ãAufenthaltsbewilligungenÒ degradiert.

[5] 1) Geld oder Leben - Der/die šsterreichische EhepartnerIn muss (als StudentIn / KindergeldbezieherIn / TeilzeitbeschŠftigte / ...)  – ein monatliches Mindesteinkommen von 1056,- Û nachweisen – alleine, schlie§lich werden den auslŠndischen EhepartnerInnen weder Niederlassungs- noch Arbeitsbewilligungen erteilt ...

  2) Auslandsantragsstellung: Den Antrag auf Niederlassungsbewilligung muss der/die auslŠndische EhepartnerIn im Herkunftsland – aus dem die meisten aus guten GrŸnden geflohen sind – stellen, oft zum zweiten Mal und ohne jede Garantie auf einen positiven Bescheid nach Monaten oder Jahren staatlich verordneter Wartezeit.

[6] Auf Anweisung der zustŠndigen Behšrden haben die meisten AsylwerberInnen, die nach einer Heirat mit einem/r šsterreichischen StaatsbŸrgerIn um Niederlassungsbewilligung angesucht hatten, im Laufe des Jahres 2005 ihren Asylantrag zurŸckgezogen, da, wie es hie§, nicht zwei AntrŠge gleichzeitig offen sein dŸrften. Mit Jahreswechsel und dem In-Kraft-Treten des neuen Fremdengesetzes – ohne †bergangsbestimmungen (!) – waren die AntragsbestŠtigungen plštzlich nichts mehr wert; die betroffenen auslŠndischen Ehepartner waren von einem Tag auf den anderen illegalisiert und damit der permanenten Gefahr einer Abschiebung in ihr Herkunftsland ausgesetzt – wŠhrend sie gleichzeitig legal mit einem/r …sterreicherIn verheiratet sind.

[7] EHE OHNE GRENZEN, seit Februar 2006 existierende Initiative von vom neuen FremdenÒrechtsÒgesetz betroffenen binationalen Ehepaaren und solchen, die es werden wollen. Veranstaltet seit 19.4.2006 wšchentlich (jeden Mittwoch um 17h) Kundgebungen vor dem Innenministerium und viele weitere Aktionen (72 Stunden fŸr die Freye Liebe, die Ehe ohne Grenzen Passion, ...) und versucht den Medien sowie den zustŠndigen Behšrden und PolitikerInnen die reale Situation der …sterreicherInnen mit illegalisierten EhepartnerInnen zu vermitteln. Seit kurzem existiert auch ein Dokumentarfilm ãDIE LISTE ein FremdenrechtskrimiÒ, von und mit Ehe ohne Grenzen. www.ehe-ohne-grenzen.at.

[8] Am Samstag, 7. Oktober 2006 fand in zahlreichen StŠdten Europas und Afrikas der transnationale Migrationsaktionstag statt, an dem neben Demonstrationen dezentral verschiedenste Aktionen zum Thema durchgefŸhrt wurden, u.a. eben auch die ãSprengung des FremdenrechtspaketsÒ, unter Beteiligung der IG Bildende Kunst, der Vereinigung Bildender KŸnstlerinnen …sterreichs (VBK…) und der Initiative: Ehe ohne Grenzen.

[9] KŠrntnerstra§e, KŠrntnerhof, 4. Stock. Die Vereinigung Bildender KŸnstlerinnen …sterreichs (VBK…) stellte ihre strategisch gŸnstig gelegenen RŠumlichkeiten fŸr die Aktion zur VerfŸgung.

[10] Insgesamt waren es 12.000 wei§e und gelbe Flugzettel mit den Forderungen von IG Bildende Kunst (s. Bildpunkt Herbst Õ06) sowie ãProkopsÒ (ãGeldscheineÒ mit dem Konterfei der Innenministerin und Zahlenwerten zur Situation von Asylwerbern und binationalen Ehen - etwa das 1056 Û Mindesteinkommen oder die Tatsache, dass einmal festgestellte Mittellosigkeit umgehend zu einem Aufenthaltsverbot fŸhren kann – also besser immer 10 Û in der Tasche haben! – aber auch nicht zu viel, sollten etwa einmal mehrere hundert Euro mitgefŸhrt werden, liegt der Verdacht auf Dealerei gefŠhrlich nahe ...).

[11] Ansichtssache: http://derstandard.at/?url=/?id=2615830, Kurzbericht: http://no-racism.net/article/1834, Fotos solo: www.martinkrenn.net/sprengt.zip, www.igbildendekunst.at. 

[12] Himmlische Heerscharen: helfen immer.